Über Gitarren

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Wie sagte schon Helge Schneider treffend? Eine Rose ist eine Rose, ist eine Rose . . .
Genau! Und eine Gitarre ist eine Gitarre . . . mehr nicht! Aber auch nicht weniger!

Ich habe Laufe meines Lebens jede Menge Gitarren besessen. Aber wie es sich für einen richtigen Musiker gehört, hatte ich nie das Geld sie alle zu behalten, wenn ich mal wieder etwas anderes haben wollte. Nur die Erinnerung ist geblieben. Und die Erkenntnis, dass das echt tolle Gitarren waren. Klar - nur nicht zu der Zeit, als ich sie besaß.

Heute habe ich eine kleine Sammlung, die aber außschließlich aus billigen (preiswerten) Modellen besteht. Ich habe mich von allem getrennt, was den wertsteigernden Namen mit F und G trägt. Ich will damit nicht sagen, dass diese Gitarren schlecht sind. Bei weitem nicht. Nur sind sie mir persönlich nicht soviel wert. Man bezahlt hauptsächlich den Namen. Warum soll ich 5000 Euro für eine Gitarre bezahlen? Nee - danke!

Trotzdem sind die Gitarren, die ich besitze kein bischen schlechter als die Originale. Da die alten Originale heutzutage nicht mehr bezahlbar sind, habe ich mich nun auf Kopien spezialisiert. Erinnern wir uns zurück:

Der Vintage-Boom
Nachdem Fender 1965 an CBS verkauft wurde, ging es qualitativ steil bergab. So war 1970 nicht mehr viel übrig vom Glanz der alten Zeit und vom guten Ruf. Jeder hasste die schweren Strats aus dieser Zeit, deren 3-Punkt Halsbefestigung nicht mal richtig funktionierte. Nur Jimi Hendrix und Richie Blackmore schienen brauchbares aus diesen Teilen rauszuholen. Voodoo - jede Wette. Oder Seele verkauft.

Wir jedenfalls fanden diese Teile unbrauchbar. Heute bezahlt man für die selben Gitarren bereits ein Vermögen. Was also damals schlecht war ist in wundersamer Weise zwischenzeitlich richtig gut geworden. Watt Voodoo alles kann - datt gibbet gar nich!

Bei Gibson gab es diesen Qualitätsverfall übrigens ebenso. Das hat dann ein paar findige Japaner auf den Plan gerufen. Plötzlich waren Gitarren von Ibanez, Aria, Greco, Burny, Tokai, Edwards etc. gefragt. Unter den schlauen Japanern waren auch ein paar einfallsreiche Leute, die auf folgende Idee kamen:
Wenn die Gitarren von Fender und Gibson früher gut und gefragt waren und heute schlecht und verschmäht, dann bauen wir doch einfach die alten Modelle wieder so, wie sie früher waren. Aber ganz genauso!! So kamen die ersten Vintage-Modelle auf den Markt. Nicht von Fender, nicht von Gibson.

Die Konstrukteure besorgten sich einfach, für damals noch bezahlbares Geld,  ein paar besonders gut klingende originale Topmodelle aus der erfolgreichen Ära von 1954-1965. Dann zerlegten sie die Instrumente, vermaßen sie, studierten sie und . . .  bauten exakte Kopien. Besser noch.
Durch das Artenschutzabkommen, das die Amerikaner vernünftigerweise damals bereits unterzeichnet hatten, konnte Fender und Gibson nicht mehr die Hölzer verwenden, die sie für ihre guten Modelle aus den 50ern und 60ern benutzten. Die Japaner stimmten diesem Abkommen erst viel später zu. So verfügten sie zu dieser Zeit immer noch über genau diese (Voodoo)Hölzer, die die Gitarren anscheinend so gut machten. Allein der Wortklang von "Rio-Palisander" lässt einen Gitarristen in Verzückung geraten. Dieses Holz aber als Griffbrett verleimt, erlaubt einem den Beinamen Stevie Ray zu tragen.

Schnell sprach es sich in Musikerkreisen herum, dass es wieder wirklich gute 59er Les Pauls und 62er Strats gibt. Nur nicht von Fender und Gibson. Die Dinger wurden zu Rennern. Sogar Stevie Ray Vaughn spielte zu dieser Zeit eine Tokai Strat, munkelt man.

Der Erfolg dieser Gitarren wiederum sorgte Fender und Gibson so sehr, dass sie die Plagiathersteller verklagten. Darauf mussten bei den exakten Kopien kleine Details (Form der Kopfplatte, zum verwechseln ähnliche Logos etc.) verändert werden. Dadurch wurden diese Gitarren keinen Deut schlechter. Fender und Gibson sprangen dann erst nachträglich auf den Zug auf und legten ihre alte Serien wieder neu auf. Der Vintage-Boom war geboren. Heute sind Begriffe wie road worn, new old stock oder relic bei Gitarren ein ein Erfolgsgarant.

Warum erzähle ich das alles?
Ja - weil meine kleine Sammlung von Gitarren genau aus diesen japanischen Kopien besteht. Warum eine echte 62er Strat für zigtausend Euro kaufen, wenn ich das gleiche Modell für einen Bruchteil bekommen kann. Von einer 59er Les Paul brauchen wir gar nicht erst reden. Unbezahlbar. Hier also meine Werkzeuge >>>